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Essen | Ruhrmetropole
Strategien und Formate,
Räume und Projekte

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Martin Harter
Dieter Nellen
Uli Paetzel

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21+

ESSEN | RUHRMETROPOLE
Stadtentwicklung 21+
Strategien und Formate,
Räume und Projekte

Essen liegt in der Mitte des Ruhrgebietes, zwischen der Ruhr im Süden und der Emscher im Norden. In der Stadt haben die angestammten Industrie- und Energiekonzerne, Zweckverbände sowie Regionalagenturen der Metropole Ruhr ihren Sitz. Essen gilt nicht nur als zentraler Wirtschaftsstandort, sondern auch als eine Stadt im Umbruch. Dabei haben sich die Anforderungen an städteplanerische Prozesse über die Jahre stark verändert. Gerade in Metropolen stehen immer weniger Flächen zur Verfügung, an die gleichzeitig immer höhere Ansprüche gestellt werden.

Die vorliegende Publikation unternimmt den Versuch, jenen inneren gesamtstädtischen Masterplan und jene Leitbilder in thematischen Kapiteln zu dokumentieren, mit denen die Stadt Essen im Zuge des industriellen Strukturwandels Strategien und Formate, Räume und Projekte im Sinne zeitgemäßer Urbanität realisiert.

Dabei spielt die spezifische Topografie der Stadt eine prägende Rolle: Die konversionsbedürftigen Areale der früheren Montanindustrie konzentrieren sich im Norden und Westen, woraus sich eine Asymmetrie nach Himmelsrichtungen ergibt. Diese reicht von den etablierten Wohnlagen südlich der Autobahn A40 als gefühlter innerstädtischer Sozialscheide hin zu den im Wandel befindlichen Quartieren im Nordwesten.

Autorinnen und Autoren, selbst mit der Stadtentwicklung befasst, beleuchten Aspekte der Transformation und gehen der Frage nach: Wie gestalten wir eine nachhaltige, lebenswerte, zukunftsfähige Stadt von morgen, die den globalen Anforderungen des 21. Jahrhunderts begegnen kann?

Das neue Universitätsviertel
grüne mitte Essen

Fritz Schupp und Martin
Kremmer, Zeche Zollverein,
Schacht XII, Doppelbock-
Fördergerüst, ab 1932

Editorial

Martin Harter
Dieter Nellen
Uli Paetzel

Ruhrmetropole mit Geschichte Essen mit dem Ruhrtal als prägendem Fluss- und Landschaftsband im Süden liegt in der Mitte des Ruhrgebietes. In der Stadt haben die agglomerierten Industrie- und Energiekonzerne, die großen Zweckverbände sowie Initiativagenturen der Region ihren Sitz. 1958 wurde hier auch das Ruhrbistum gegründet. All dies und die geografische Lage bieten einen – gelegentlich geneideten – Standort- und Imagevorteil gegenüber den beiden gleich großen und nicht weniger selbstbewussten Flügelstädten der Region, Duisburg im Westen an Rhein und Ruhr und Dortmund im Osten als größte Stadt Westfalens. Alle drei verbindet seit Jahrzehnten das gleiche Schicksal, die Last des industriellen Strukturwandels mit all seinen Folgen.

Schaut man weiter und auf Nordrhein-Westfalen, genießen nur wenige Großstädte internationale Wahrnehmung und Metropolenimage: Köln mit dem markanten Dom direkt am Rhein, Düsseldorf als NRW-Landeshauptstadt und mit dem Image mondäner Eleganz, Dortmund als Hotspot des europäischen Fußballs und schließlich Essen durch den „Mythos Krupp“. Dieser überträgt sich bis heute auf die Stadt als Ort ehedem großindustriellen und unternehmensdynastischen Geschehens. Dank seiner globalen Verflechtungen bleibt der Konzern, sein Name, Sinnbild einer Epoche ubiquitär präsent.

Gern nennt man sich zudem „Folkwangstadt“ mit Bezug zum gleich­namigen Museum, dessen bedeutende Sammlung mit Werken der klassischen Moderne auf Karl Ernst Osthaus, den visionären Kunstsammler aus Hagen und kulturellen Pionier des aufstrebenden Industriereviers zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zurückgeht.

Martin Harter _ ist Geschäftsbereichsvorstand für Stadtplanung und Bauen der Stadt Essen und Vorsitzender der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL), Landesgruppe NRW.

Dieter Nellen _ ist freier Berater und Publizist für die Bereiche Kultur, Stadt- und Regionalentwicklung.

Uli Paetzel _ ist Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, Honorarprofessor an der Ruhr-Universität Bochum, Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall und Mitglied im Nachhaltigkeitsbeirat Nordrhein-Westfalen.

Bedarfe der Transformation und Innovation Die heute konversionsbedürftigen Areale der einst prosperierenden Montanindustrie, also von Kohle und Stahl, konzentrieren sich im Norden und Westen des Stadtgebietes, woraus sich wie in den anderen Ruhrkommunen mit vergleichbarer Vergangenheit ein deutliches innerstädtisches Sozialgefälle, eine Asymmetrie nach Himmelsrichtungen ergibt: Sie reicht von den bevorteilten ruhrnahen Wohnlagen des Südens (mit gelegentlichen Bedarfen einer eher regulierenden Intervention) über die A40 als gefühlte Grenze hin zu den mancherorts von Arbeitslosigkeit, Armut und Zuwanderung geprägten Arealen im Nordwesten.

Flächenmanagement und räumliche Neucodierung, inzwischen Kernkompetenz der Region, mussten her. Folgerichtig hat sich die Essener Stadtentwicklungspolitik in den letzten Dekaden auf die Reparatur bzw. Transformation im Sinne mal bewahrender, mal neugestalteter, auf jeden Fall nachhaltiger Urbanität konzentriert. Es galt zu erneuern und zu bewahren nach der Maßgabe: „Wer im Wettbewerb mithalten und vorhandene Stadtqualitäten sichern will, muss sich funktionalen und gestalterischen Innovationen im Kontext der großen lokalen Kontinuitäten öffnen.“ (Jörn Walter, Stadtplaner)

Zum „gesamtstädtischen Innovationsraum“ gehören als konstitutive Areale:

  • der Krupp-Gürtel und Essen 51. als konvertiertes Stadtquartier mit der Verknüpfung von Wohnen, Arbeiten, Bildung und Freizeit und angebunden an den Emscher Landschaftspark als neue grüne Stadtlandschaft;
  • „Freiheit Emscher“ als interkommunales Entwicklungsprojekt zwischen Essen und Bottrop für Leben, Arbeiten, Wohnen im 21. Jahrhundert;
  • der Radschnellweg Ruhr RS1 als innerstädtische wie regionale Mobilitätsachse und städtebaulicher Impuls für aufwertungsbedürftige Quartiere;
  • das Universitätsviertel mit der grünen mitte Essen und dem historischen Eltingviertel als Projekt der Stadterneuerung;
  • der Forschungs- und Innovationscampus Thurmfeld (FIT).

Das Innovationsband erstreckt sich damit von Essen-Altendorf bis zum UNESCO-Welterbe Zollverein im Norden. Es schließt den Krupp-Gürtel und Essen 51. als eines der größten nationalen Stadtentwicklungsareale ein. Mit der universitätsnahen grünen mitte Essen und dem gründerzeitlichen Eltingviertel als nördlichen Spangen bzw. Übergangspassagen der City und dem ruhr tech kampus essen sind bereits wichtige Entwicklungsimpulse gesetzt. Die nördliche Peripherie der City um RWE-Campus, Berliner und Viehofer Platz erfährt eine erhebliche städtebauliche Aufwertung. Im Bereich der City werden die dem Hauptbahnhof beidseitig zugewandten Stadtquartiere (u.a. mit ESSEN EINS) städtebaulich neu sortiert.

Parallel soll und wird – landespolitisch forciert – der sogenannte Rhein-Ruhr-Express (RRX) als Mobilitäts-Carrier auf der Schiene in enger Taktfolge von Köln über Düsseldorf, Duisburg und Essen bis Dortmund als neue Entwicklungs- und Wachstumsachse mitten durch Essen städtebauliche Mehrwerte entlang des regionalen Gleiskörpers generieren.

Schließlich ist Essen – sicherlich nicht als einzige Großstadt im Revier – gefragter Partner des globalen (inzwischen sich etwas abflachenden) Investitionsbooms (Neu-/ Bestandsumbau und Flächenentwicklung), den es über kommunale Planung und begleitende Instrumente (Machbarkeitsstudien, Wettbewerbe etc.) zu steuern und zu qualifizieren gilt. Ein konsultativer qualitäts­sichernder Gestaltungsbeirat existiert allerdings (noch) nicht.

Regionale Strategien und Zukunftsformate Offensiv begleitet wurde die Strategie des Wandels durch sogenannte Zukunftsformate wie die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park (1989–1999), RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas, in ökologischer Ausformung durch die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 sowie durch das Generationenprojekt Emscher-Umbau mit der ökologischen Transformation der Schmutzwasserläufe hin zu einer revitalisierten Flusslandschaft mitten im Ruhrgebiet. Nach rund dreißig Jahren prägen dort wieder abwasser- und geruchsfreie Bäche den Stadt- und Lebensraum. Die gesamte Region erhält durch die Umgestaltung der Emscher und ihrer Nebenflüsse neue Entwicklungschancen.

Auch eine KlimaExpo (2022) war zwischenzeitlich angedacht. Die aktu­ellen Erwartungen knüpfen sich an internationale Sport- und Kulturformate wie die FISU World University Games 2025 an Rhein und Ruhr und die Manifesta 2026 in der Metropole Ruhr. Konzeptionelle Gedankenspiele richten sich zudem grundsätzlich auf Olympische Sommerspiele 2036/2040 sowie ein neues regionales Transformationsformat URBANE34 in der Tradition Internationaler Bauausstellungen (IBA) aus.

Insbesondere bei der RUHR.2010 und der Grünen Hauptstadt Europas 2017 war Essen Initiator und Profiteur der regionalen Großprojekte mit ausgeprägtem Gewinn für die eigene Stadt. Diese Programmatik des Wandels gilt unverändert. In der Essener Zukunftserklärung von 2017 heißt es dazu: „Europa zeigt mit seinen Zukunftsformaten, wie nachhaltige Entwicklungsprozesse konzipiert, implementiert und in städtebauliche Planungen zur Transformation des Bestandes eingefügt und umgesetzt werden können. […] Keine Metropole hat in so dichter Folge wie die Metropole Ruhr verschiedene europäische Zukunftsformate in regionaler Kooperation umgesetzt.“

Systematisierung der Kulturpolitik In den vorhergehenden Jahrzehnten hatte die kommunale Kulturpolitik offensiv und im Einklang mit einer ähnlich konditionierten Landesstrategie den systematischen Ausbau der kulturellen Infrastruktur forciert. Räumliche und thematische Cluster wurden neu verknüpft. Als Leuchtturmprojekte gelten bis heute der Opernneubau (Aalto-Theater, 1987), das Colosseum als Musicalhaus (1995/1996), der Umbau des historischen Saalbaus zur Philharmonie (2002–2004), das neue Museum Folkwang (2010), das neue Ruhr Museum in der Kohlenwäsche (2010) sowie ebendort seit 2010 der Campus Welterbe Zollverein der Folkwang Universität der Künste.

Die Zeche Zollverein selbst, 1986 vor dem Abriss gerettet, neucodiert und dann 2001 zum UNESCO-Welterbe geadelt, ist inzwischen eine international wahrgenommene Adresse (post)industrieller Transformation und Kulturlandschaft. Geradezu konträr zu diesem Renommee passte 2022 die Nachricht, dass der Bund das geplante Deutsche Fotoinstitut, einen Ort des Sammelns, Erforschens und Dokumentierens für das wichtigste Medium der Gegenwart, nicht auf Zollverein (unmittelbar neben der dortigen Universität der Künste) ansiedeln will. Es soll in die Landeshauptstadt Düsseldorf gehen. Unabhängige Gutachten hatten die größere Eignung der Ruhr- gegenüber der Rheinmetropole testiert. Essen verfügt seit dem frühen 20. Jahrhundert über die größten Fotosammlungen.

Unabhängig davon ist Zollverein, historische Signifikante industrieller Produktion wie ökologischer Verformung durch das Carbon-Zeitalter, prädestiniert als Plattform für den immer wirkungsmächtigeren Diskurs grüner Zukunft von Industrienationen. Diese scheinbar widersprüchliche Begabung der Anlage zum energetischen Wandel, zur De-Carbonisierung, hatte schon die IBA Emscher Park mit der Ausstellung „Sonne, Mond und Sterne“ (1999/2000) und einer Photovoltaik­anlage auf der Kokerei als Botschaft und Auftrag hinterlassen.

Aufgaben und Benchmarks Die noch in der jüngeren Vergangenheit handlungsleitende Perspektive „schrumpfender Städte“ ist im Zuge von Zuwanderung allerorts dem Postulat nach (insbesondere bezahlbarem) Wohnraum gewichen. In Bestand und Neubau fließen deshalb auch in Essen künftig erhebliche Kapazitäten.

Verschärft haben sich die Probleme der verödenden und gewissermaßen in sich selbst implodierenden Innenstädte, deren Existenz zunächst durch die mögliche Konkurrenz „auf der grünen Wiese“ und mittlerweile durch das globale Internet gefährdet ist. Gegenstrategien – sowohl städtebaulich an den Eingangstoren der City wie konzeptionell-partizipativ – werden entwickelt. Ähnliche Ansätze gibt es für die Ortszentren der Stadtteile, um die Nahversorgung dort nachhaltig zu garantieren, Leerstände zu vermeiden und die Funktionen der dezentralen Ortskerne zu stabilisieren und zu stärken.

Weitere Herausforderungen wie beispielsweise die von Klima, Resilienz,
Mobilität, Energie bestimmen die kommunale Agenda. Die aktuellen Leitbilder sind die der Wissensgesellschaft und der nachhaltigen, sozialen und diversen Stadt.

Die strategischen Bedarfe und Benchmarks einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklungspolitik bedeuten im Weiteren:

  • Stadtreparatur bzw. erhaltende / gestaltende Stadterneuerung
  •  Nachhaltigkeit und Klimakonformität
  • eine offensive Mobilitätswende
  • ökologisches Bauen
  • bezahlbarer und gemeinwohlorientierter Wohnungsbau
  • Partizipation bei kommunaler Planung und Gestaltung
  • Governance für Kommune und Region im Gleichtakt
  • Offenheit für metropolitane Diversität
  • internationale Vernetzung und interkulturelle Offenheit.

Anders als die umliegenden Städte hat Essen einen starken Einpendlerüberschuss, der wiederum große Auswirkungen auf die verkehrliche Infrastruktur und somit auf den Städtebau hat. Ein strategisches Ziel ist die Verringerung des Einpendlerüberschusses durch dessen Bindung an den Wohnstandort Essen. Unterstützt durch die offensive Mobilitätswende können verkehrliche Infrastrukturen entlastet und neue Stadträume mit gemeinwohlorientierten Funktionen gewonnen und gestaltet werden. Exemplarisch kann in diesem Zusammenhang auch der (bezahlbare) Wohnungsbau als Voraussetzung für die Bevölkerungsbindung genannt werden, der sich aufgrund der Wohnbauflächenknappheit auf die nachhaltige Innenentwicklung konzentriert und den Zielen des Klimaschutzes und der Klima­folgenanpassung dient.

Mittels verschiedenster Bürgerbeteiligungsformate setzt die Stadt Essen auf den Dialog mit der Bevölkerung für notwendige Neubauvorhaben und Erweiterungen im Wohnungs- und Gewerbebau wie auch bei der Planung der zahlreichen Neu- und Ersatzbauten für Schulen und Kindertageseinrichtungen. Dieser großen Transparenz, auch in Fragen der Daseinsfürsorge der Stadt, steht eine abnehmende Akzeptanz insbesondere der Neubauvorhaben in der Bevölkerung gegenüber; der Verlust an Naherholungsraum wird als Eingriff in die persönliche Lebenswelt empfunden. Eine Moderation dieser Interessenskonflikte wird in den nächsten Jahrzehnten noch entscheidender für die Stadtplanung und -verwaltung werden.

Dokumentation des gesamtstädtischen Masterplans Die Publikation „ESSEN | RUHRMETROPOLE Stadtentwicklung 21+“ soll keine enzyklopädische und multithe­matische Stadt-Erzählung sein. Sie will vielmehr jenen gesamtstädtischen Masterplan und jene Leitbilder in thematischen Kapiteln dokumentieren, mit denen die Stadt seit Beginn des regionalen Strukturwandels, also in diesem Jahrhundert, die relevanten Cluster, Themen und Projekte zugunsten zeitgemäßer Urbanität realisiert.

Im gleichen Zusammenhang werden die aktuellen Herausforderungen von Klima, Mobilität und Umwelt beschrieben. Man plant und handelt in dem Bewusstsein, „dass sich mit dem Wandel nicht nur Schwierigkeiten, sondern große Chancen und neue Perspektiven zur Neuprofilierung des urbanen Versprechens verbinden.“ (Jörn Walter, Stadtplaner)

Eine Publikation wie diese ist immer eine konzeptionelle, redaktionelle und organisatorische Leistung aller daran Beteiligten. Ihnen allen, besonders auch denen, die das Projekt in großzügiger Weise gefördert haben (das neben dem vorliegenden Print auch weitere mediale Formatierungen erfahren soll), sei an dieser Stelle gedankt.

Der 2009 eröffnete Krupp-Park im Krupp-Gürtel auf dem ehemaligen Gelände der Krupp’schen Gussstahlfabrik im Nordosten Essens

JSWD Architekten mit chaix­etmorel., Blick über die Wasserachse auf das k1
(ehemalige thyssenkrupp Zentrale Q1), 2006–2014, heute ruhr tech kampus essen

Was kommt

Fragen an Thomas Kufen und Martin Harter

Aus Ihrer Sicht, Herr Oberbürgermeister, welchen Platz nimmt Essen innerhalb der kommunalen Landschaft in NRW ein?

Thomas Kufen: Essen ist eine der ältesten Städte im Ruhrgebiet und hat seit jeher eine enorme Transformation durchgemacht. „Von grün zu grau zu grün“ beschreibt unsere Geschichte und unsere Entwicklung von einem von Äbtissinnen geführten Stift hin zum Motor der Industrialisierung bis zur heutigen modernen Ruhrmetropole. Aufgrund seiner Lage, Größe und Dichte an international tätigen Unternehmen galt Essen jeher als Oberzentrum des Ruhrgebietes.

Geschäftsbereichsvorstand für Stadtplanung und Bauen Martin Harter im Gespräch mit Oberbürgermeister Thomas Kufen, 30. Januar 2024

Wo sehen Sie die Unterschiede zu den anderen Ruhrgebietsstädten, vor allem den fast gleich großen in der Hellwegzone und welche besonderen Aufgaben sehen Sie für die Stadt?

Thomas Kufen: Essen wird heute als Schreibtisch des Ruhrgebietes bezeichnet. Wir sind Verwaltungs- und Dienstleistungsstandort, sind Universitäts- und Messestadt und insbesondere die Gesundheitswirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren in Essen etabliert und entwickelt. Hidden Champions, ein breit aufgestellter Mittelstand und auch neue und innovative Start-ups haben hier ihr Zuhause. Die zentrale Lage in NRW, aber auch in Europa macht uns zu einem beliebten Unternehmensstandort. Der Zugang zu allen Wirtschaftswegen trägt ihren Teil ebenso dazu bei. Die einstige Kohle- und Stahlstadt hat sich zur grünsten Stadt in NRW und zur drittgrünsten deutschlandweit transformiert. Das ist ein wichtiger Standortfaktor für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dortmund ist das Tor zu Westfalen, Duisburg ist vor allem Hafenstadt, Bochum hat sich mit der Ruhr-Universität Bochum und zahlreichen ausgegliederten Instituten einen Namen im IT-Bereich gemacht. Wichtiger als die Unterschiede sind aber die Gemeinsamkeiten, die es gilt, herauszustellen. Deshalb arbeiten wir als Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister, aber auch die Planungsdezernenten gerade bei zentralen Themen wie der Stadtentwicklung zusammen.

Lassen die immer neuen Inanspruchnahmen im Tagesgeschäft eigentlich noch eine gesteuerte Stadtentwicklung zu?

Thomas Kufen: Stadtentwicklung hat heute viel mehr Aufgaben als noch vor einem Jahrzehnt. Quartiere müssen heute sozial, generationengerecht, smart, resilient und anschlussfähig gestaltet werden. Diese auf der berühmten „grünen Wiese“ zu planen, ist schon eine Herausforderung. Solche Quartiere in einer dicht besiedelten Großstadt zu entwickeln, ist noch einmal eine ganz andere Sache. Trotzdem bedeutet eine gesamtstrategische und integrative Stadtentwicklung die Zukunft unserer Stadt. Dafür müssen wir und dafür investieren wir unsere Zeit und unsere Kapazitäten. Übrigens auch über Stadtgrenzen hinweg: die Entwicklung der ehemaligen Industriefläche zwischen Bottrop und Essen mit unserem Projekt „Freiheit Emscher“ ist ein gutes Beispiel dafür.

Martin Harter: Die Herausforderungen unserer Zeit sind stadtplanerisch wie politisch groß und mehrdimensional – eben deshalb lassen sie sich, trotz Tagesgeschäft, nur strategisch lösen: Ob Schulbauentwicklung, Suche nach Flächen für Wohnen oder die Feuerwehr, die Verkehrswende, die Änderung der Bevölkerungsstruktur, erforderliche Nachverdichtung oder „Freiheit Emscher“: Diese Themen müssen ganzheitlich betrachtet werden, erst recht, da sie die Antriebsfeder der Stadtentwicklung der nächsten Jahre darstellen. Mit der Einrichtung eines spezifischen Flächenmanagements tragen wir dem Umstand Rechnung, dass wir Stadtentwicklung gesamtstrategisch und integra­tiv denken.

Die Stadtzentren sind die Sorgenkinder aller kommunalen Gebietskörperschaften. Mit welchen Rezepturen bereiten Sie sich auf den Strukturwandel in der Mitte der Stadt vor?

Martin Harter: Unser primäres aktuelles Ziel ist es, Akzeptanz dafür zu schaffen, dass Einkaufen nicht mehr die herausragende Funktion der Innenstädte ist. Dazu haben wir gemeinsam mit der Essener Marketing Gesellschaft (EMG) ein Konzept entwickelt, um alternative Nutzungen in der Innenstadt zu etablieren, die die Bürgerschaft anziehen und die Menschen zurück in die Innenstadt locken. Die zwei Säulen dieses Konzeptes sind, sowohl die Aufenthaltsqualität durch Modifizierung der Plätze durch Begrünung etc. zu erhöhen, als auch den großzügigen Raum, den Fußgängerzonen und Plätze bieten, als Veranstaltungsorte zu denken. „Grün“, „durchmischt“, „gemeinschaftlich“ sind dabei die drei Schlagworte, die das neue Leitbild für die Essener Innenstadt prägen. Verwaltungsseitig gehören dazu auch der geplante Umzug der Zentralbibliothek an den Markt 5 und mit dem Standesamt die Etablierung eines Verwaltungsstandortes am Webermarkt. Zudem wird Wohnen in der Innenstadt, jahrzehntelang kaum ge­lebt, wieder zunehmend Thema einer belebten Innenstadt sein.

Welche vorrangigen Ziele ergeben sich daraus in den nächsten Jahren für die Wirtschaftsförderung?

Thomas Kufen: Die zurückliegenden Jahre haben gezeigt, dass ein guter Branchen-Mix uns krisenfest gemacht hat. Deshalb gilt es, den bereits ansässigen Unternehmen und Betrieben die Möglichkeit zu geben, sich am Standort weiterzuentwickeln. Gleichzeitig gilt es, neue, innovative Branchen anzusiedeln – sowohl im produzierenden Gewerbe als auch im Dienstleistungsbereich oder eben auch im Start-up-Bereich.

Welche großen Herausforderungen stehen für die Stadt in Zukunft zu den großen Themen bezahlbarer Wohnraum, Migra­tion, Klima und Mobilität an und wie möchten und können Sie diesen begegnen?

Thomas Kufen: Wir arbeiten als Verwaltung an und mit zahlreichen Strategien, um diesen Herausforderungen zu begegnen und um zukünftig möglichst proaktiv agieren zu können. Innerhalb der Verwaltung bedingen sich diese Themen oftmals gegenseitig und sind deshalb nur in enger, ganzheitlicher Betrachtung erfolgreich zu lösen. So haben wir beispielsweise den Bereich des strategischen Flächenmanagements ausgebaut, um geeignete Standorte für Wohnbebauung, Schulstandorte etc. ausmachen zu können. Dabei wiederum beziehen wir die Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt, deren Wünsche, Anregungen und Sorgen mit ein, weshalb wir unsere Bürgerbeteiligungsformate entsprechend ausgebaut haben. Bei allen genannten Themen sind die Grenzen der Kommunalpolitik leider oftmals schnell erreicht, sodass wir hier besonders auf eine gute und unterstützende Kooperation auf Landes- und Bundesebene angewiesen sind.

Aufgrund des Ukraine-Krieges, erhöhter Baukosten und gestiegener Kreditzinsen werden gegenwärtig größere Investitionsprojekte in vielen Städten bis auf Weiteres storniert. Inwiefern ist Essen auch davon betroffen und was bedeutet dies für die aktuelle Stadtentwicklung?

Martin Harter: Durch den regelmäßigen Austausch mit Investoren wissen wir, dass derzeit tatsächlich viele Großprojekte nicht realisiert werden. Nach Niederlegung der Altbestände liegen dadurch erstmals seit Jahren auch Flächen in bester Lage brach. Ein Beispiel dafür ist das stadteigene Grundstück an der Steeler Straße, das das Hauptbad beheimatete. Ich bin mir sicher: Hier wie auch in den meisten Fällen sind die Projekte keinesfalls vom Tisch, sondern – wenn auch modifiziert – lediglich aufgeschoben. Diese aktuelle Entwicklung hat durchaus für die Stadt Essen auch eine gute Seite: Anders als in den letzten Jahren ist ein Grundstückserwerb, etwa bei der Suche nach geeigneten Flächen oder Räumlichkeiten für Schulen oder Feuerwehren, weitaus zielführender und die bauliche Umsetzung oftmals schneller zu realisieren.

Welche Entwicklung erwarten Sie bei den großen Leitprojekten wie Krupp-Gürtel, Stadtquartier Essen 51. und Radschnellweg Ruhr RS1 in den nächsten Jahren?

Thomas Kufen: Bei Großprojekten dieser Art sind typischerweise eine Vielzahl an Planungsaufgaben und Planungsverfahren zu beachten, sodass alleine die vorbereitende Arbeit und die Prüfung aller erforderlichen Schritte ihre Zeit dauern. Wir erleben regelmäßig, dass bei großen Projekten auch der Weg zum Ziel zum Entwicklungsprozess gehört. Denn dieser kann genutzt werden, um weitere Weichen zu stellen und etwaige Fehler in der Theorie auszumerzen. Sicherlich würden wir uns insgesamt mehr Tempo wünschen, allerdings müssen wir das Ziel und die Zielerreichung in den Fokus stellen und „das große Ganze“ sehen.

Was den Bau des RS1 angeht, sprechen wir nicht „nur“ von einem Radschnellweg; vielmehr ist der RS1 in der Mitte der Stadt Essen Teil einer Quartiersentwicklung. Daher erhoffe ich mir hier in Kooperation mit dem Land NRW eine schnellere und zügigere Umsetzung.

Der Süden und Norden der Stadt weisen unverändert unterschiedliche Benchmarks aus. Was kann man verstärkt tun, um der Spaltung entgegenzuwirken und Angleichung zu befördern?

Thomas Kufen: Der Essener Norden hat große Potenziale und Aushängeschilder, wie beispielsweise das UNESCO-Welterbe Zollverein. Unser Ziel muss es sein, diese Magnete zu nutzen und Anziehungspunkte mit Aufenthaltsqualität auch im Norden zu schaffen und auszubauen, damit eine Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner der dortigen Quartiere mit „ihrem“ Norden verstärkt wird. Wir sollten uns auf die Stärken der Stadtteile konzentrieren und deren Schwächen abbauen, statt sie anzugleichen. Warum sollte der Rhein-Herne-Kanal nicht das Pendant des Nordens zum Baldeneysee und zur Ruhr werden – mit Grün und Freiflächen, an denen sich die Essenerinnen und Essener gerne aufhalten? Daran arbeiten wir.

Die Ruhr, der Baldeneysee und die Stadtteile südlich der A40 sind keine urbanen Problemräume, im Gegenteil: profiliert und differenziert. Was tut man, um die Attraktivität zu erhalten und womöglich zu steigern?

Martin Harter: Der Zahn der Zeit nagt auch an Bauwerken und Orten im Essener Süden, auch hier gibt es stetigen Handlungs- und Optimierungsbedarf. So ist beispielsweise der Neubau der Regattatribüne am Baldeneysee längst überfällig. Auch der Baldeneysee und die Ruhr an sich mit ihrer hohen Aufenthaltsqualität sind pflegeintensiv und nicht per se Selbstläufer. Hier arbeiten wir gemeinsam als Stadtverwaltung und mit allen Akteuren sukzessive daran, den Status Quo mindestens zu erhalten und neue Anreize zu schaffen, um die Ruhrpromenade und den Baldeneysee für die Bürgerinnen und Bürger noch lebenswerter machen.

Die Attraktivität der südlichen Stadtteile soll durch den Deckel auf der A40 auch in die Stadtteile des Essener Nordens strahlen und sie verbinden, indem die Trennlinie, diese städtebauliche Wunde, die die A40 durch Essen zieht, überdeckt wird. Indem die Stadtteile südlich und nördlich der A40 hier zusammenwachsen können, entsteht oberhalb der A40 ein neues Quartier mit Freiräumen, das urban und modern zugleich ist.

Mit „Freiheit Emscher“ steht ein riesiges Transformationsareal für Arbeiten, Wohnen und Leben an. Was bedeutet die Konversion für das Flussband der Emscher und den Norden der Stadt im Übergang zur Nachbarstadt Bottrop?

Martin Harter: „Freiheit Emscher“ ist angesichts des Potenzials und der Möglichkeiten, die diese Fläche bietet, nahezu alternativlos und besonders reizvoll: Ein Areal von gut 150 Hektar, grün und zugleich stadtnah sowohl gen Norden mit Bottrop als auch gen Süden mit Essen sucht man andernorts vergeblich. Insofern gleicht das Projekt einer Einladung zur Stadtentwicklung: Hier werden moderne, nachhaltige Arbeitsplätze entstehen, bestehende Industrie, intakte Infrastruktur, Grün und Freiflächen werden optimiert und ausgebaut, Defizite und Schwachstellen abgebaut, Fehlendes ergänzt. Emscher und Rhein-Herne-Kanal rücken in die Mitte dieses interkommunalen Quartiers und stärken dadurch die Attraktivität des Areals wie auch des Essener Nordens überhaupt.

Mit welchen besonderen Projekten und Ideen erfüllt die Stadt die Notwendigkeit nachhaltiger Stadt- und Regionalentwicklung?

Martin Harter: Mit unserem Vorhaben, die Innenstadt als Wohn-, Aufenthalts- und Veranstaltungsort neu zu denken, sie zu begrünen und attraktiver zu gestalten, soll mitten in der Stadt ein nachhaltiger Ort entstehen, dessen Anziehungskraft auf die umliegenden Stadtteile und in die Region wirkt. Dazu gehören auch die verbesserte Erreichbarkeit durch die CITYBAHN und der Ausbau der Radwege.

Bei der Suche nach nachhaltigen Wohnflächen sind insbesondere Nachverdichtung, das Innenstadtkonzept mit einem neuen Schwerpunkt auf „Wohnen“ in der City durch Umnutzung bestehender Flächen sowie das vorliegende Hochhausentwicklungskonzept für den Bereich der Innenstadt wegweisend, indem bestehende Infrastruktur genutzt wird und keine weiteren Flächen versiegelt werden.

Mit dem Deckel auf der A40 verschwindet im Westen die Autobahn und damit der motorisierte Individualverkehr aus dem Stadtbild und macht Platz für Wohnen und Freiräume.

„Freiheit Emscher“ nutzt die zentrale Lage zwischen Bottrop und Essen und kann – alleine schon wegen der Dimensionen, mit denen wir es hier zu tun haben – nachhaltige, moderne Stadtentwicklung des Ruhrgebietes als best practice verkörpern. Zusammen mit Essen 51., einem Quartier, das zentral und perfekt angebunden stadtplanerisch beste Voraussetzungen erfüllt, ist all diesen Projekten gemein, dass sie nicht nur auf nachhaltigen Nutzungskonzepten basieren, sondern vor allem eine neue Qualität der Stadtentwicklung darstellen.

Die sogenannte Ruhr-Konferenz wurde von der Landesregierung NRW als moderative Plattform für eine innovations­orientierte Regionalpolitik eingesetzt. Wie können Output und Ergebnisse besser werden?

Thomas Kufen: Die Grenzen der Städte des Ruhrgebietes sind fließend, weshalb die Etablierung der Ruhr-Konferenz gut und richtig war, um sich den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. Interkommunale Zusammenarbeit ist aufgrund dieser wichtiger denn je und wird heute eben auch bei der Stadtentwicklung mitgedacht. Wir müssen und können dabei noch besser und enger zusammenarbeiten. Dabei brauchen wir schlanke Strukturen, schnelle Entscheidungen und möglichst kurze Wege.

Unverändert hält man an Rhein und Ruhr an einer möglichen Olympia-Bewerbung fest. In Essen wäre damit ein städtebauliches Leitprojekt durch die Überdeckelung der A40 im Westen verbunden. Gibt es alternative Szenarien je nach Ausgang der weiteren Bemühungen?

Thomas Kufen: Die Olympia-Bewerbung war und ist ein guter Anlass gewesen, die Planungen für die Überdeckelung der A40 durch das renommierte Büro AS+P Albert Speer + Partner initiieren zu lassen. Fest steht, dass wir unabhängig des Ausgangs unserer Bewerbung an dem Projekt festhalten, da es im urbanen Essener Raum das wichtigste Projekte ist, um die spalterische Wirkung der A40 zu beenden und zugleich Wohnraum zu schaffen.

Martin Harter: Hinzu kommen weitere riesige ökologische Effekte: Stichworte Lärm- und Feinstaubemissionen, neue Grünzüge und Freiraumentwicklung; zudem die bedeutende soziale Komponente, an dieser Stelle zwei Stadtteile zusammenwachsen zu lassen. Folglich führt städtebaulich an der Überdeckelung des gesamten Bereiches der A40 auf der Länge zwischen Holsterhausen und Frohnhausen kein Weg vorbei. Deshalb ist es auch unser Ziel, die Überdeckelung in den vorrangigen Bedarf der Bundesverkehrswegeplanung aufnehmen zu lassen.

Welche positiven Effekte erwarten Sie für Ihre Stadt von den World University Games 2025, dem Kulturfestival Manifesta 2026 und der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Metropole Ruhr 2027?

Thomas Kufen: Diese drei großen Format-Veranstaltungen passen hervorragend nach Essen. Als europäische Kulturhauptstadt komplettiert die Manifesta die Liste an hoch­karätigen Kulturveranstaltungen in Essen. Als grüne Hauptstadt Europas steht die IGA 2027 am Ende unserer grünen Dekade. Die Universiade unterstreicht unsere Position als Sportstadt. Sportereignisse und Sportförderung haben eine lange Tradition in unserer Stadt, doch auch hier beschreiten wir neue Wege und möchten insbesondere jungen Sport- und Veranstaltungsformaten eine Plattform bieten.

Es besteht Einvernehmen darüber, dass das Ruhrgebiet insbesondere nach der IGA 2027 ein neues regional verbindendes Exzellenz-Format benötigt. Welche Ideen gibt es hierzu, wie kann hierzu ein Prozess beginnen?

Thomas Kufen: Bedeutend für ein neues interkommunales Projekt für das Ruhrgebiet ist, dass es Mehrwerte für die beteiligten Kommunen, vor allem jedoch auch für die Bürgerinnen und Bürger generiert. Indem ein solches Projekt möglichst viele Zielgruppen miteinbezieht, findet es folglich auch große Akzeptanz bei den Menschen der Region. Das sollte unser Ziel sein.

Martin Harter: Gerade die regionalen Grünzüge zwischen den Städten des Ruhrgebietes bergen noch viel Potenzial, werden mithin jedoch eher als trennend, denn verbindend wahrgenommen. Ein Format, das die fließenden Grenzen, die nun einmal ein typisches Charakteristikum der Ruhrgebietsstädte sind, nutzbar macht, würde den Bedarfen vieler Menschen entsprechen und zugleich genau das umsetzen, was wir unter „Stadtentwicklung 21+“ verstehen und verstanden wissen wollen: Potenziale, Formate und Lösungen, die vielfach und strategisch durchdacht sind und unsere Stadt und die Region voranbringen.

 

Redaktion: Hannah Hettinger, Dieter Nellen

Stadtentwicklung hat heute viel mehr Aufgaben als noch vor einem Jahrzehnt. Quartiere müssen heute sozial, generationen­gerecht, smart, resilient und anschlussfähig gestaltet werden.

Thomas Kufen

Inhalt

Einleitung

Vorwort
Thomas Kufen

Editorial
Martin Harter, Dieter Nellen, Uli Paetzel

ESSEN | RUHRMETROPOLE
Übersichtsplan

1. Entwicklungslinien

Metropole Ruhr: Kernregion Nordrhein-Westfalens
Josef Hovenjürgen

Essen und der Mythos Krupp.
Stadtentwicklungsprozesse unter dem Einfluss der Industrie
Alexandra Apfelbaum

Stadtmarken und räumliches Revirement für Kultur
Dieter Nellen

Freiheit Ruhr: Möglichkeitsräume für eine nachhaltige Zukunft.
Überlegungen zu einem Dekadenprojekt über die Ruhr-Konferenz hinaus
Uta Hohn

2. Folkwang

Essen.Folkwangstadt
Peter Gorschlüter

Museum Folkwang
Peter Gorschlüter

Zur Architektur
Ein Statement von David Chipperfield

Wettbewerb Erweiterungsbau 2006/2007
Ein Statement von Eckhard Gerber

Folkwang Universität der Künste
Andreas Jacob

3. Strategien der Transformation

Die Stadt und das Erbe der Internationalen Bauausstellung.
IBA Emscher Park (1989 – 1999)
Dieter Nellen

Ringen um Zollverein
Irene Wiese-von Ofen

Das Ruhr Museum auf Zollverein
Heinrich Theodor Grütter

Entdeckung der eigenen Geschichte für die Wissensgesellschaft
Dieter Nellen

RUHR.2010. Essen für das Ruhrgebiet. Kulturhauptstadt Europas
Oliver Scheytt

Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017. Essener Erklärung 2017
Simone Raskob

4. Format-Perspektiven

Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games
Simone Raskob, Niklas Börger

2026 – Manifesta 16 Ruhr.
Europäisches Format für zeitgenössische Kunst
Stefanie Reichart

Internationale Gartenausstellung/IGA Metropole Ruhr 2027.
Auf dem Weg zur grünsten Industrieregion
Horst Fischer

Impulse für das nächste Jahrzehnt.
Regionales Großformat 2030+/URBANE34
Martin Harter, Dieter Nellen

5. Emscher 20 | 21+

Emscher- und Bernesystem: Wege zum Wasser.
Sozial-ökologischer Umbau einer regionalen Flusslandschaft
Dieter Nellen

Die Stadt, die Region und die Emscher
Fragen an Uli Paetzel

Die Emscher und ihre Zuflüsse.
Borbecker Mühlenbach, Sälzerbach, Krupp-Bach
Melanie Ihlenfeld, Stefan Kuhn

Neue blaugrüne Urbanität
Ein Statement von Andreas Kipar

6. Räume, Areale und Quartiere der Konversion

Transformationen und neue Adressen.
Zukunftsstandort UNESCO-Welterbe Zollverein
Hans-Peter Noll

Zukunftsoptionen: Zukunft Welterbe Zollverein – rein ins Quartier!
Christa Reicher

BRYCK by BRYCK
Bernd Tönjes

Urbane Quartiere in der Mitte der Stadt.
Universitätsviertel grüne mitte Essen und Eltingviertel
Andreas Müller, Friedhelm Stärk

Konversion zu neuer Urbanität:
Von der Krupp’schen Fabrik zu Essen 51.
Stefan Christochowitz, Steffen Lenze

Das Ruhrgebiet braucht Farbe
Ein Statement zum Krupp-Gürtel von Andreas Kipar

Entwicklungslinien einer Konversion.
thyssenkrupp Quartier/ruhr tech kampus essen
Stefan Wolter, Jürgen Steffens

Freiheit Emscher:
Modell für Stadtwandel und Ressourcenwende in der Metropole Ruhr
Steffen Lenze, Friederike Weckenbrock

Freiheit Emscher als Zukunftsvision
Fragen an Michael Kalthoff

Deckel A40 Impuls zur Transformation.
Frohnhauser Höfe, Wohnen am Park und Trittstein Innenstadt
Martin Harter, Friedbert Greif, Svenja Knuffke

7. Interventionen und Impulse im Stadtraum

Rückkehr zur Vertikalen: Hochhausplanung für die City
Martin Schlegel

Innenstadt: Transformation und Leitbild
Margarete Meyer

Re-Development: Leitbildprozess Zukunft.Essen.Innenstadt
Holger Hoffschröer

Upgrade Ruhr: Aufwertung und Öffnung des Raumes Baldeneysee
Andreas Kipar

Stadthafen: Städtebauliche Optimierung eines Wirtschaftsstandorts
am Wasser

Landmarke. Business Plattform. Erlebniswelt.
Der Wandel der Messe Essen zu einem der modernsten Messestandorte Deutschlands
Oliver P. Kuhrt

Cluster-Konversion: Projektiert –
vom Zeitungsareal zum Literaturviertel/Literatur Quartier
Summary zum Freiraumplanerischen Wettbewerb 2020

Weiter- und umbauen – weiter- und umdenken.
Nachnutzung und -verdichtung in Essen
Ruth Hanisch

8. Städtebauliche und baukulturelle Leitprojekte 21+

Architektur als Ausrufezeichen.
Städtebauliche und baukulturelle Leitprojekte
Ruth Hanisch

Corporate Architecture
Westenergie-Turm (ehemals RWE-Turm) und
Evonik Industries Campus (ehemals RAG-Areal „Rellinghaus“)
Friedhelm Stärk, Martin Schlegel

Unternehmenszentrale E.ON SE (ehemals E.ON Ruhrgas)
Ruth Hanisch

RWE Campus
Friedhelm Stärk, Martin Schlegel

Sitz der RAG-Stiftung und der RAG Aktiengesellschaft auf Zollverein
Martin Schlegel

Deichmann-Campus
Martin Schlegel

ALDI Nord Campus
Michael Hildebrandt

Fragen an Jessica Borchardt (BAID Architektur, Hamburg)
zum ALDI Nord Campus

Konversion
Forschungs- und Innovationscampus Thurmfeld
Friedhelm Stärk, Muhammet Bozkurt

Historie weiterbauen
Königshof
Martin Schlegel

Neues Eickhaus
Friedhelm Stärk, Sandra Kehring

Neue Architektur am historischen Standort
Hauptverwaltung HOCHTIEF AG
Hannah Hettinger

Neue Adressen
Zech Haus am Grugaplatz
Johannes Lichtenthaler, Matthias Latzke

Vom BürgerRatHaus zum Verwaltungscampus
Hannah Hettinger

Parc Dunant
Friedhelm Stärk, Muhammet Bozkurt

Huyssen Quartier Essen (HQE)
Friedhelm Stärk, Ulrich Thole

Geschichte und Modernität
Eyhofsiedlung
Martin Schlegel

Erweiterung der Hauptverwaltung Emschergenossenschaft und Lippeverband
Ruth Hanisch

Aktuelle Essener Leitprojekte, Spezifika und Herausforderungen
Fragen an Eckhard Gerber

9. Grüne Infrastruktur/ Neue Stadtlandschaft

Landschaft und „Zwischenstadt“ –
Strategien für Stadt- und Regionalraum
Fragen an Nina Frense

Das Freiraumsystem der Metropole Ruhr –
Strategische Qualifizierung Grüner Infrastruktur
Rebekka Löbbert, Regina Mann

Auf der Suche nach einer neuen Urbanität.
Das Essener Strahlenmodell
Simone Raskob, Melanie Ihlenfeld, Andreas Kipar

Begeistert für Grün – der Grugapark in Essen
Melanie Ihlenfeld

10. Zukunftsprojekte und Programme: Stadterneuerung, Mobilität und Klima

Soziale Herausforderungen in der Stadterneuerung
Margarete Meyer

Neue Mobilitäts- und Wachstumsachsen in der Mitte der Region.
RRX und RS 1, Trasse Nord-Süd
Stefan Kuczera

Mobilitätswende in Essen:
Mobilitätsplan, CITYBAHN und RadEntscheid
Simone Raskob, Marius Fliegner, Gaby Renz

Aktionsplan Klima und Integrierte Klimafolgenanpassung
Mandy Courtney, Kai Lipsius

Zukunftsinitiative Klima.Werk
Andreas Giga, Ulrike Raasch

11. Perspektiven: Essen. Ruhrmetropole 21+

Statement zu zwei Dekaden Stadtentwicklung
Hans-Jürgen Best

Was kommt
Fragen an Thomas Kufen und Martin Harter

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Diese Publikation und deren Mediaformate sind ausschließlich durch großzügige Zuwendungen von Unternehmen und Institutionen aus Essen und der weiteren Region ermöglicht worden.

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